Experten-Interview mit der Dr. med. Stephan Kranz in der mylive Senioren Ausgabe 7/2022
Das Vorhofflimmern ist ein wichtiger Risikofaktor für einen Schlaganfall.
Mit einem modernen Mini-Langzeit-EKG wird die Gefahr schneller erkannt
Was macht Vorhofflimmernso gefährlich?
Fast jeder fünfte Schlaganfall hierzulande geht auf diese Herzrhythmusstörung zurück – das sind mehr als 50 000 Fälle pro Jahr. Vorhofflimmern verläuft oft episodenhaft und häufig sogar asymptomatisch. Das erschwert die Diagnose. Dabei ist es heute gut behandelbar.
Wie funktioniert das innovative Mini-Langzeit-EKG „ritmo“?
Das Herzstück des Systems ist der neu entwickelte EKG-Sensor, der über 72 Stunden hinweg die Daten des Patienten aufnimmt. Er wird einfach über dem Herzen auf die Haut geklebt, man kann damit sogar duschen. Die Daten werden in ein Rechenzentrum übertragen, wo sie analysiert werden. Im Anschluss
prüft ein Kardiologe die Ergebnisse.
Wo liegen die Vorteile?
Das System ist präzise, einfach und sicher für den Patienten. Bisher musste für ein Langzeit-EKG aufwendig verkabelt werden, jetzt genügt ein kleiner Sensor. Ärzte bekommen die Daten schneller und unkomplizierter. So können sie mehr Risikopatienten untersuchen. Das rechnet sich auch für die Krankenkassen, von denen immer mehr die Kosten übernehmen.
Kann ich das Screening mit dem ritmo jederzeit wiederholen?
Ja, und das wird sogar empfohlen, denn die Aufnahme ist wie bei allen diagnostischen Verfahren eine Betrachtung zum jeweiligen Zeitpunkt der Untersuchung. Eine Wiederholung des Screenings ist sinnvoll und bietet Sicherheit für Patienten und Patientinnen.
Ab welchem Alter bzw. mit welchen Vorerkrankungen ist es zu empfehlen?
Das Auftreten von Vorhofflimmern steigt mit dem Alter erheblich an. Bei 65- bis 74-Jährigen sind schon etwa zehn Prozent der Menschen davon betroffen. Risikofaktoren für Vorhofflimmern sind u. a. Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes mellitus und chronische Niereninsuffizienz. Die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden, steigt deutlich ab einem Alter von 45 Jahren. Wenn Risikofaktoren bekannt oder Schlaganfälle in der Familie vorgekommen sind, empfehlen wir ein Screening ab 45 Jahren. Grundsätzlich kann aber eine regelmäßige Vorsorge ab dem 50. Lebensjahr sinnvoll sein.
Welche Vorteile bietet es Senioren?
Das Gerät ist angenehm zu tragen und lässt sich unkompliziert ohne Einschränkungen im Alltag nutzen. Das Vorsorgepaket kommt mit der Post nach Hause und kann bequem am Körper angebracht werden. So spart man sich nicht nur Zeit bei der Anreise zu einer Praxis, sondern auch den Aufenthalt im Wartezimmer und das gleich zweimal: sowohl beim An- als auch beim Ablegen des ritmo. Zudem können Untersuchungen individuell geplant und durchgeführt werden, ohne abhängig von Terminvorgaben zu sein.